Systemische Therapie

Die Systemische Therapie versteht psychische Störungen unter besonderer Berücksichtigung von Beziehungen, innerhalb dessen seelische Belastungen und Symptome entstehen. Sie will zur Selbstveränderung einladen und Anregungen geben mithilfe eigener Stärken, Fähigkeiten und Potenziale (Ressourcen). So werden in der Therapie neben Belastungsthemen insbesondere die Ressourcen der Person und ihres sozialen Kontexts in den Mittelpunkt gestellt werden.

Ziel ist es, symptomfördernde Verhaltensweisen, Beziehungsmuster und Bewertungen umwandeln zu helfen und neue, gesundheitsfördernde Lösungsansätze zu entwickeln. In die Therapie können Lebenspartnerinnen und Lebenspartner oder andere wichtige Bezugspersonen einbezogen werden. Die Systemische Therapie im Mehrpersonensetting, die dann beispielsweise gemeinsam mit der Kernfamilie oder der erweiterten Familie stattfindet, nutzt die Angehörigen als Ressource für die Behandlung und die Veränderung von bedeutsamen Beziehungen und Interaktionen. Als besondere Formen ist die systemische Paartherapie, Familientherapie und Gruppentherapie möglich. Die Einbeziehung von bedeutenden Personen kann aber auch indirekt mithilfe spezieller Fragetechniken und anderer Instrumente im Einzelsetting erfolgen. Mögliche Ziele der Systemischen Therapie sind:

  • Stärkung des Selbstwertgefühls und der Autonomie der einzelnen Mitglieder eines Systems,
  • Förderung des Zusammenhalts und der Kommunikation innerhalb des Systems,
  • Erkennen und Veränderung schädlicher Beziehungsmuster,
  • Heilung von psychischen und psychosomatischen Problemen und Störungen
  • Lösung von Beziehungskonflikten zwischen den Generationen oder in Trennungs- oder Verlustsituationen.

Während sich die Einzelberatung normalerweise auf die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen einer Person konzentriert, verfolgt die systemische Therapie den Ansatz, Rollen und Muster innerhalb des Beziehungssystems einer Person zu untersuchen und wie diese ihr geistiges Wohlbefinden beeinflussen. Während die Verhaltenstherapie auf Verhaltensänderung fokussiert, die tiefenpsychologisch fundierte und psychoanalytische Therapien unbewusste Konflikte bearbeiten, betrachtet die systemische Therapie soziale Beziehungen.

Systemische Therapie ist ein vergleichsweise kurzzeittherapeutisches Verfahren, was die Auswertung wissenschaftlicher Studien gezeigt hat. Die Zahl der Behandlungsstunden ist deutlich geringer als in den anderen Verfahren. Auch der Abstand zwischen den therapeutischen Sitzungen nicht selten deutlich länger und somit die Frequenz niedriger. Zwischen den einzelnen Sitzungen können mehrere Wochen liegen.

Das Spektrum der psychischen und psychosomatischen Störungen, die mit der systemischen Familientherapie behandelt werden können, ist sehr groß:

  • Affektive psychotische Störungen
  • Angststörungen und Zwangsstörungen*
  • Chronisch schwere körperliche Erkrankungen – z. B. Krebs
  • Chronische Partnerschafts- oder Ehekonflikte
  • Depressive Störungen
  • Essstörungen
  • Generationenkonflikte
  • Sexuelle Dysfunktion
  • Störungen bei Kindern und Jugendlichen
  • Substanzstörungen (Abhängigkeit, Missbrauch)

Literatur

  1. Schiepek G: Die Grundlagen der systemischen Therapie: Theorie, Praxis, Forschung. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht 1999
  2. Scheib P, Wirsching M: Paar- und Familientherapie. Leitlinien zur Paar- und Familientherapie. Schattauer Verlag 2003. DGSF
  3. Website der deutschen Gesellschaft für systemische Therapie und Familientherapie (DGSF)
  4. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Systemische Therapie bei Erwachsenen als Psychotherapieverfahren. IQWIG Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Auftrag: N14-0 2 Version: 1.0 Stand: 16.0 8.2016